31.07.2018

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„Die hohe Lagerdichte war eine Herausforderung“

Das neue Museumsdepot der Kunsthalle Mannheim bietet optimale Bedingungen für Kunst. RESTAURO sprach mit dem zuständigen Fachplaner Johannes Baur über die Anforderungen an die entsprechenden Räumlichkeiten. Was gilt es grundsätzlich zu beachten?

Etwa 2.150 Gemälde, 850 Skulpturen und 600 kunsthandwerkliche Objekte kehrten im Herbst 2017 in die Kunsthalle Mannheim zurück und bezogen die Räume im Neubau und im neuen Depot. Allein bis November letzten Jahres führte ein Expertenteam der Kunsthalle Mannheim aus Restauratoren, Registrars, Kuratoren und Ausstellungstechnikern 50 generalstabsmäßig geplante Kunsttransporte durch. Jede Skulptur, jedes Gemälde, jedes Keramikobjekt erhielt einen Barcode, damit künftig alle Standortwechsel automatisch in der Museumsdatenbank nachvollziehbar sind. Nach ei- ner Klimatisierungsphase wurden die Objekte über zwei Frachtaufzüge direkt in die ausgeklügelte Lagersystematik im Untergeschoss integriert.

Die Planung des insgesamt über 1.000 Quadratmeter großen Depots übernahm Johannes Baur, ein externer Spezialist aus München. Seit gut 20 Jahren berät der restauratorische Fachplaner mit eigenem Büro nicht nur Kultureinrichtungen, sondern realisiert Museumsdepots und Archive – auch international. Dass hier dringender Bedarf bestand, fiel Johannes Baur bei seiner Tatigkeit als Möbelrestaurator am Stadtmuseum München Mitte der 1990er-Jahre auf. Damals war er dort unter anderem auch für die Einrichtung der neuen Außendepots zuständig. „Präventive Konservierung ist kein Thema für einen Lagertechniker,“ betont der Experte.

Doch was ist bei der Einrichtung eines Depots zu beachten? „Am besten ist es, wenn man den Fachplaner weit im Voraus einbindet“, rät Johannes Baur. „Im Allgemeinen bekomme ich die Grundrisse vorgelegt und sehe mir natürlich die Sammlung an. Entsprechend dem Objektbestand konzipiere ich dann die Ausstattung der Lagertechnik. Generell sollte man überlegen: Wie empfindlich sind die Werke? Welche Lichttechnik brauchen wir? Auch stabiles Klima ist eines von vielen Themen.“ Bei der Kunsthalle Mannheim umfassten folgende Aufgaben das Leistungspaket: Grundlagenermittlung, Entwurfsplanung, Kostenschätzung, Ausführungsplanung, Mitwirkung bei der Vergabe (Erstellen der Leistungsverzeichnisse, Prüfung der Angebote, Preisspiegel und Vergabevorschlag), Zeitplanung, Bauüberwachung, Leistungsabnahme, Rechnungsprüfung sowie Kostenkontrolle.

„Einer der schwierigsten Bereiche bei der Planung sind Gemäldezuganlagen, denn hier kann man leicht die Statik unterschätzen“, verrät Johannes Baur. „Die hohe Lagerdichte war in Mannheim eine Herausforderung, da die Depotfläche durch das Haus fixiert und nicht mehr vermehrbar ist. Lange habe ich getüftelt, um den Raum bestmöglichst auszunutzen. Welchen Abstand braucht man für die Gemälde tatsächlich? So habe ich hochgerechnet, dass ein Zentimeter Veränderung des Achsabstandes bei den Zügen 100 Quadratmeter mehr Hängefläche bedeutet.“

Lesen Sie weiter in der aktuellen Ausgabe der RESTAURO 5/2018, www.restauro.de/shop

Das inhabergeführte Planungsbüro von Johannes Baur (München) hat sich aus der Praxis heraus entwickelt und beschäftigt sich heute mit dem Schwerpunkt der Depotplanung. Über 100 verschiedene Kultureinrichtungen wurden beraten und über 40 Museumsdepots/Archive realisiert, www.baur-planung.de

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