07.12.2020

Beruf Museum

Die Digitalisierung der Kunstwelt

inszeniert von tonwelt
Erlebnisraum:

Wie verändert Corona die Museumslandschaft? RESTAURO sprach über digitale Formate, Partizipation und Zukunftsvisionen mit Professor Dr. Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums (Karlsruhe) sowie Präsident des Deutschen Museumsbundes, und Digital- Experte Gürsan Acar, Geschäftsführer der tonwelt GmbH, Berlin


Das Museum als inszenierter Erlebnisraum: Inhaltlich und technisch begleitet von tonwelt. Ein besonders gelungenes Beispiel für einen nachhaltigen Museumsbesuch ist die Cité du vin in Bordeaux, inszeniert von tonwelt, Berlin. Foto: Studio Mamie Boude
Das Museum als inszenierter
Erlebnisraum:
Inhaltlich und technisch
begleitet von
tonwelt. Ein besonders
gelungenes Beispiel
für einen nachhaltigen
Museumsbesuch ist
die Cité du vin in Bordeaux,
inszeniert von
tonwelt, Berlin. Foto: Studio Mamie Boude

Die Corona-Pandemie stellt die Museumslandschaft vor eine noch nie dagewesene Herausforderung: Wie bereits im Frühjahr beschränken sich auch in diesem Herbst und Winter Kunst und Kultur wieder auf das Virtuelle. Wie wirkt sich das auf die Institutionen aus? Und wo werden neue Wege beschritten? Prof. Dr. Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums (Karlsruhe) und Präsident des Deutschen Museumsbundes, rechnet damit, dass uns die Pandemie noch länger begleitet und rät daher: „Wir sollten uns jetzt schon auf die Zeit des nächsten und übernächsten Jahres konzentrieren.“

Rückblickend auf den ersten Lockdown berichtet er von Digitalisierungs-Strategien und, wie Museen ihr Online-Angeboterweitert haben: „Bei uns im Haus haben wir seit einigen Jahren den digitalen Wandel sehr forciert, ja vorangetrieben und im Zuge dessen auch die digitale Kommunikation. Damit waren die Rahmenbedingungen schon gesetzt. Nichtsdestotrotz haben wir unser Engagement 2020 noch verstärkt und neue Formate entwickelt. Das trifft natürlich auch auf viele andere Häuser zu.“

Genutzt wurden und werden die digitalen Angebote allerdings ganz unterschiedlich. „Bei den Silver Surfern stellen wir vermehrt digitale Aktivitäten fest. In dieser Altersgruppe steht vor allem reine Information im Vordergrund. Filme zum Beispiel werden nicht ganz so stark rezipiert wie bei jüngeren Jahrgängen.“ Das Badische Landesmuseum hat auf sein neues Podcast-Format sehr gute Resonanz bekommen. „Da wir im Frühjahr keine Ausstellungen mehr zeigen konnten, haben wir den Museumsgrundbetrieb ins Zentrum gerückt und Interviews mit Kolleg*innen aus allen Abteilungen im Haus gemacht.“

Auch den Restaurator*innen, wesentliche Säulen des Museumsbetriebs, wurde über die Schulter geschaut. „Sie sind diejenigen, die während des Lockdowns jeden Tag im Museum arbeiten“, so der Museums-Chef. „Da sich ihre Tätigkeit gut online vermitteln lässt, haben wir Formate wie das Gespräch mit den Restaurator*innen oder das Vorstellen von Projekten stärker in den digitalen Raum verlagert.“ In Karlsruhe wurde zudem eine App entwickelt: Mit ihr kann man im Museum Filme machen und gleich versenden. „Dafür braucht man allerdings den analogen Museumsbesuch,“ betont Köhne. „Da gerät dann auch eine App an ihre Grenzen.“

Gürsan Acar, Geschäftsführer der tonwelt, Berlin, beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Produktion von audiovisuellen Inhalten und verschiedensten Lösungen für Besucherführung – ob mit eigens entwickelten Geräten, Apps oder als Kombination über die Multiplattform – und hat damit schon die großen Museen der Welt wie das Pariser Louvre beliefert. Der Digital-Experte pflichtet Köhne bei: „Das Museum soll nicht neu erfunden werden. Wir brauchen selbstverständlich den analogen Museumsbesuch, um die digitale Nutzung oder Nutzbarkeit dieser Vermittlungsmedien nach vorne zu bringen.“

Dass Museen gerade neue Wege beschreiten, ist seiner Meinung nach essentiell. „Allerdings stellen die Häuser aktuell auch fest, wie aufwendig digitale Formate sind: Andere Ressourcen und Mitarbeiter*innen werden gebraucht. Denn Kurator*innen und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen werden nicht plötzlich Facebook- und Instagram-Influencer. Aber in jedem Fall bekommen sie durch die aktuelle Digitalisierungswelle den Anreiz, sich digital weiterzubilden.“

Ganz klar ist für den Digital- Experten: „Der Museumsbesuch selbst muss auch nach dem Lockdown im Vordergrund stehen. Das heißt: Wie kann ich Besucher*innen abholen? Wie kann ich Wissen vermitteln? Versierte Produzenten von Content können diese Aufgaben mit musealen Mitarbeiter*innen hervorragend ausarbeiten.“

Lesen Sie weiter in der kommenden RESTAURO 8/2020, die am 11. Dezember 2020 erscheint.

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