29.03.2023

Museum Projekte

Der Museumsneubau im Denkmal

Mit der Betrachtung von Neubauten im Denkmal hat sich Diplom-Restaurator Boris Frohberg auseinandergesetzt. Da die materialgetreue Rekonstruktion durch Alterung weitgehend unsichtbar wird, soll hier die Material- und Formenwahl eine bewusste Abgrenzung durch das Weiterbauen bieten. Doch wie, wodurch und womit? Eine Analyse

Der Neubau im Denkmal ob Museum oder nicht, ist ein spannendes Phänomen. Während bei einer vollständigen Kopie oder einer Restaurierungsmaßnahme die Kunst des Architekten meist nichtausreichend zur Geltung kommen kann, öffnet der Neubau im Bestand dem Planer ein breites Spannungsfeld. Ob seine Lösungen jedoch Bestand haben und als Bereicherungen empfunden werden, ist oft erst rückblickend zu entscheiden. Da die materialgetreue Rekonstruktion durch Alterung weitgehend unsichtbar wird, soll hier die Material- und Formenwahl eine bewusste Abgrenzung durch das Weiterbauen bieten. Die Frage aber ist wie, wodurch und womit.

Der Louvre in Paris erhielt die Glas-Stahlpyramide im Innenhof erdacht von Ieoh Ming Pei und 1989 eröffnet. Sie dient als Haupteingang zum Musée du Louvre und gilt, erst stark kritisiert, dennoch heute als eines der Wahrzeichen von Paris. Pei verlieh dem Hofbereich im ehemaligen Zeughaus in Berlin, mit den bedeutenden Masken von Andreas Schlüter, ein elegantes Glasdach und plante den Neubau des Sonderausstellungsgebäudes, die beide verhältnismäßig rasch auf allgemeine Akzeptanz stießen. Der sogenannte Pei-Bau setzt städtebauliche Akzente und kann mit seiner imposanten, als gläserne Spirale inszenierten, Wendeltreppe als Glanzstück moderner Architektur im Zentrum Berlins gelten.

Die Neuinterpretation interpretiert die bogenförmig gewölbte Decke auf zeitgenössische, aber nicht überzeugende Weise

 

Dagegen hebt sich die auffällige Kunststoffüberwölbung des kleinen Hofes des Residenzschlosses zu Dresden von Prof. Peter Kulka als Fremdkörper auffällig von dem ansonsten solide wiederhergestellten Weichbild der Stadt ab. Das zentrale Foyer der Museen besitzt nun eine Überdachung aus transparenten Folienkissen, die von einer zweifach gewölbten Netzgitterkonstruktion aus Stahl getragen werden. Die Wirkung des mit Architekturelementen der Renaissance reich ausgestalteten Hofes wird angeblich dabei nicht angetastet, aber optisch stark beeinträchtigt. Für die Dauerausstellung der Rüstkammer bildet der neue Riesensaal von selbigem Architekt den räumlichen Höhepunkt. Der historische, fast 60 m lange Festsaal ging 1701 durch einen Brand verloren. Die Neuinterpretation stellt zwar die Proportionen wieder her, interpretiert die bogenförmig gewölbte Decke auf zeitgenössische, aber nicht überzeugende Weise.

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