08.04.2022

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Das Pilatushaus in Nürnberg wird saniert

Das Pilatushaus (links) beim Tiergärtnertor in Nürnberg. Das stattliche Bürgerhaus aus der Spätgotik steht seit Jahren leer. Jetzt sanieren es die Altstadtfreunde e. V. Wikimedia Commons / Gryffindor

Das Pilatushaus (links) beim Tiergärtnertor in Nürnberg. Das stattliche Bürgerhaus aus der Spätgotik steht seit Jahren leer. Jetzt sanieren es die Altstadtfreunde e. V. Wikimedia Commons / Gryffindor

Das Pilatushaus ist aus der historischen Kulisse rund um den Tiergärtnertorplatz unterhalb der Burg in Nürnberg ist es nicht wegzudenken: Das stattliche Bürgerhaus aus der Spätgotik steht seit Jahren leer. Jetzt sanieren es die Altstadtfreunde e. V.

Das Pilatushaus (links) beim Tiergärtnertor in Nürnberg. Das stattliche Bürgerhaus aus der Spätgotik steht seit Jahren leer. Jetzt sanieren es die Altstadtfreunde e. V. Wikimedia Commons / Gryffindor
Das Pilatushaus (links) beim Tiergärtnertor in Nürnberg. Das stattliche Bürgerhaus aus der Spätgotik steht seit Jahren leer. Jetzt sanieren es die Altstadtfreunde e. V. Wikimedia Commons / Gryffindor

Das „Haus zum geharnischten Mann“

Das Pilatushaus in Nürnberg ist eines der wenigen erhaltenen Bürgerhäuser aus der Spätgotik und gehört zu den wichtigsten Baudenkmälern der Altstadt. Es gehört als herausragendes Fachwerkhaus und als Station der Historischen Meile Nürnberg zu den meistfotografierten Motiven der Altstadt.

Jetzt will der Verein Altstadtfreunde Nürnberg e.V. das leere Gebäude wieder mit Leben füllen. Das spätgotische Wohnhaus wurde 1489 erbaut und gehörte einst dem Plattner, also dem Harnisch-Macher Hans Grünwald. 1507 kaufte der Bildhauer Veit Wirsberger das Haus, danach wechselte es häufig den Besitzer. Der Name Pilatushaus ist seit dem 17. Jahrhundert gebräuchlich, als das Gebäude als Ausgangspunkt der Kreuzwegstationen Adam Krafts zum Nürnberger Johannisfriedhof angesehen wurde. Daneben wurde es auch „Haus zum geharnischten Mann“ genannt. Hans von und zu Aufseß, der Gründer des Germanischen Nationalmuseums, bewohnte das Gebäude von 1852 bis 1857; davon stammt das Familienwappen über dem Eingang aus dem Jahre 1853.

Das Pilatushaus soll mit Leben gefüllt werden

Seit 1931 ist das Gebäude im Besitz der Stadt. Es weist sieben Geschosse auf mit einem Sockelgeschoss aus Sandstein und drei Haus- und drei Dachgeschossen aus Fachwerk. An der Spitze des Giebels findet sich ein charakteristischer achteckigen Giebelerker mit konkav geschwungenem Spitzdach. Eine Eckfigur zeigt den Heiligen Georg als Drachentöter, den Schutzheiligen der Plattner. Das Pilatushaus soll nun wieder mit Leben gefüllt werden. Es wird dem Verein Altstadtfreunde Nürnberg e.V. „im Wege des Erbbaurechts für 60 Jahre überlassen“, gab die Stadt Nürnberg bekannt.

Komplettsanierung für knapp vier Millionen Euro

So sollen es die Altstadtfreunde in den nächsten fünf Jahren komplett sanieren und danach benutzen dürfen. Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König meint dazu: „Der Verein hat vielfältige Erfahrungen mit der Sanierung und der sinnvollen Weiternutzung historischer Gebäude.“ Wenn alles nach Plan verläuft, soll im Erdgeschoss des Gebäudes ein Restaurant eingerichtet werden, in den Etagen darüber sollen drei Wohnungen und Büros entstehen. Die Spitze, also das Dachgeschoss, können die Altstadtfreunde für sich selbst nutzen. Das Pilatushaus wurde durch den Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Zwar wurde es 2011 repariert, doch entstanden dadurch statische Probleme, die nun in der Komplettsanierung, die knapp vier Millionen Euro kosten wird, behoben werden sollen.

Entkernte Kulisse

„Unsere Baudienststellen waren in den letzten Jahren mit dem Bau von Schulen, Kindergärten und Wohnungen mehr als ausgelastet“, betont Michael Fraas, der Wirtschafts- und Wissenschaftsreferent der Stadt. Außerdem habe die Stadt auf die Finanzen schauen und mit dem knappen Geld für den Wohnungsbau haushalten müssen. Nutzungen für Kultur oder Tourismus seien laut Fraas „trotz mehrfacher Abfrage“ aus der Stadtverwaltung nicht gemeldet worden. In der Folge ist das Anwesen immer mehr in eine Art Dornröschenschlaf verfallen und zur entkernten Kulisse verkommen.

Der Verein der Altstadtfreunde ist auf Unterstützung angewiesen

Um bald beginnen zu können, ist der Verein der Altstadtfreunde auf Unterstützung angewiesen. Auf dem frisch eingerichteten Spendenkonto sind bereits zwei Großspenden in Höhe von jeweils 100.000 Euro eingegangen. In seiner fast 50-jährigen Geschichte hat der Verein schon über 20 Altstadthäuser restauriert. Aus einem Handwerkerhaus in der Kühnertsgasse hat er ein Museum gemacht, eine der ältesten Scheunen in der Zirkelschmiedsgasse betreibt der Verein heute als Kulturhalle. Auch vor Großprojekten wie dem Wiederaufbau des prunkvollen Innenhofes im Pellerhaus am Egidienberg sind die Mitglieder in der Vergangenheit nicht zurückgeschreckt. Oberbürgermeister König zeigt sich beeindruckt von so viel Engagement: „Die Altstadtfreunde sind einmalig für Nürnberg und haben viel für unser Stadtbild getan.“

Einmalige Bürgerinitiative in Deutschland

Im Oktober 1973 übernahm Dr. Erich Mulzer den Vorsitz der “Vereinigung der Freunde der Altstadt Nürnberg”. Unter dem neuen Namen “Altstadtfreunde Nürnberg e.V.” entwickelte er die Bürgerinitiative mit mehr als 5.700 Mitgliedern zur größten ihrer Art in Deutschland. Seitdem wurden etwa 250 Maßnahmen durchgeführt. Dazu zählen viele Kleinigkeiten, wie Sonnenuhren, Hauszeichen, Wappen, Ausleger, Schlothauben, Giebelmännchen, Kachelöfen, Gedenktafeln, Klingelzüge, Laternen und Türen.Mehr zum Verein der Altbaufreunde finden Sie hier. Es wurden aber auch Hausfiguren, Brunnen, Dacherker und Chörlein restauriert oder wieder ins Stadtbild zurückgebracht. Besonders stolz sind die Altstadtfreunde auf 18 von ihnen selbst sanierte und somit gerettete Häuser. Daneben bereichern sie das kulturelle Leben in Nürnberg durch Veranstaltungen in der von ihnen restaurierten Kulturscheune und betreiben das Museum I22I20I18I Kühnertsgasse.

Eine virtuelle Reise über die Geschichte Nürnbergs sehen Sie hier: 

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