30.04.2021

Beruf Museum

Das Museum im 21. Jahrhundert

Die französische Organisation Culturespaces zeigt digitalisierte Gemälde in Ausstellungen. Hier das Meisterwerk von Gustav Klimt. Foto: Culturespaces - Nuit de Chine

Die französische Organisation Culturespaces zeigt digitalisierte Gemälde in Ausstellungen. Hier das Meisterwerk von Gustav Klimt. Foto: Culturespaces – Nuit de Chine

Die digitale Transformation im Museum schreitet nicht erst seit Corona immer weiter voran. Der Einsatz digitaler Technologien stellt die vielfältigen Arbeitsbereiche in Museen vor Herausforderungen, schafft gleichzeitig aber auch ganz neue Möglichkeiten der Vermittlung und Öffnung: Wissen kann stärker gebündelt und gezielt vermittelt werden, bislang unzugängliche Sammlungsstücke werden erfahrbarer und auch wissenschaftliche Inhalte können online erlebt werden. Auch in der Restaurierung spielen digitale Techniken zunehmend eine wichtige Rolle. Wir haben dazu erstmals eine Online-Umfrage gestartet und unsere Community um Statements gebeten: Wie sehen 2021 die digitalen Konzepte und Lösungen für die Erhaltung, Restaurierung und Vermittlung von Kulturgut aus? Die Antwort von Bascha Stabik, Senior-Restauratorin am SRAL The conservation institute, Maastricht, lesen Sie hier

Die französische Organisation Culturespaces zeigt digitalisierte Gemälde in Ausstellungen. Hier das Meisterwerk von Gustav Klimt. Foto: Culturespaces - Nuit de Chine
Die französische Organisation Culturespaces zeigt digitalisierte Gemälde in Ausstellungen. Hier das Meisterwerk von Gustav Klimt. Foto: Culturespaces - Nuit de Chine

„Neben vielen anderen Tätigkeiten liegt bei den Museen und ihren artverwandten Instituten die Verantwortung um die ‚materiellen‘ oder tastbaren Aspekte ihrer Sammlungsbestände nicht nur zu erforschen, sondern auch deren Geschichten für ein breites Publikum aufzuarbeiten und zu erzählen. Auch um sich von der unüberschaubaren Fülle an Informationen im Netz abzugrenzen und eine faktenbasierte und verlässliche Informationsquelle zu sein.

Digitale Formate wie interaktive Touchscreens innerhalb der musealen Ausstellung, Audiotouren oder Telefon-Apps, die verschiedene Formen von gebräuchlichen Methoden des ‚digital imaging‘ kombinieren sowie Virtual Reality bieten neue und kreative Kanäle, um diese Geschichten zu vermitteln. Auch können innovative digitale Präsentations- und Kommunikationsformen besonders geeignet sein, um auf bisher unterbelichtete Themen oder neue Beziehungen des weltweiten kulturellen Erbes aufmerksam zu machen – und um neue Geschichten zu erzählen.

Museums-Restaurator:innen können hierbei einen wichtigen Beitrag leisten. Digitale Formate könnten als Vermittlung der Restaurierungsarbeiten und der objektbezogenen Forschung, o.a. im musealen Ausstellungsbereich genutzt werden. Dies kann im Rahmen von besonderen Führungen durch Restaurator:innen ergänzt werden. Auf diese Weise kann Besucher:innen die Materialgeschichte des Objektes, dessen Zustand und Restaurierungsgeschichte nahegebracht werden. Besucher:innen können hierdurch ein vollständigeres Bild von Kunst- und Kulturobjekten entwickeln und auf diese Weise ihr Allgemeinwissen erweitern.

Neben der Erweiterung von bestehendem Wissen können digitale Formate neuen Zielgruppen einen ersten Zugang zu musealen Sammlungen und Ausstellung bieten. In diesem Sinne können Bildungsprojekte musealer Restaurierungstätigkeiten einen großen Beitrag zum Verständnis von Kunst- und Kulturobjekten leisten – weit über das gebräuchliche, manchmal rudimentär vorhandene kunsthistorische Wissen des Museumspublikums hinaus. Als Restauratorin finde ich, dass die digitale Entwicklung innerhalb der Untersuchungspraxis, der Dokumentation und der Präsentation dazu beiträgt, dass die Ergebnisse unserer Arbeit zugänglicher werden sowohl für Professionals als auch Nichtprofessionals. Auch die Transparenz unserer Methoden wird hierdurch befördert.

Die Digitalisierung kommt natürlich auch der Archivierung und der Dokumentation der Restaurierungsmaßnahmen zugute. 2020 hat uns allen gezeigt, wie einfach und zugänglich die Teilnahme an Online-Fachvorträgen ist. Natürlich fehlt der so wichtige soziale Austausch. So findet man sich (und auch Arbeitgeber:innen) schneller bereit, an einem Vortrag teilzunehmen, da der Aufwand und die Kosten, die mit Anreise und Verbleib verbunden sind, wegfallen. Ganz zu schweigen von den deutlich minimierten nachteiligen Folgen für Klima und Umwelt, die derartige Online- Zusammenkünfte ermöglichen. Sollte sich diese Form des Informationsaustausches noch mehr professionalisieren, könnte das dazu führen, dass die ‚professional community‘ nur noch weiter zusammenwächst.“

Weitere Statements unserer Community finden Sie in der RESTAURO 2/2021.

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