15.07.2018

Museum

Brauchtum

Über 10 000 Frühaufsteher pflegten heute morgen auf dem Münchner Kocherlball UNESCO-Kulturerbe. RESTAURO war auch mit dabei

Seit Sommer 2017 zählt er zum immateriellen Kulturerbe Bayerns: Der Zwiefache oder der Bairische. Ob der schnelle Volkstanz – er besteht im unregelmäßigen Wechsel zwischen Dreivierteltakt (Walzer) und Zweivierteltakt (Dreher) – tatsächlich in Bayern erfunden wurde, ist strittig. Dass er von der Kirche in Bayern einst verboten wurde, ist aber Fakt.  Heute morgen um sechs Uhr in aller Herrgottsfrühe tanzten ihn über 10 000 Frühaufsteher auf dem Münchner Kocherlball im Englischen Garten rund um den Chinesischen Turm. Die Tradition des jährlichen Balls geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Damals trafen sich an schönen Sommersonntagen die „Kocherl“ – die Hausbediensteten – im Englischen Garten zum Tanz. Sie kamen in aller Frühe, weil sie spätestens dann wieder Dienst tun mussten, wenn die Herrschaft aus der Kirche zurückkam. 1903 verbot die Obrigkeit die Bälle wegen eines angeblichen Sittenverfalls. Zum 200. Geburtstag des Englischen Gartens 1989 belebte die Stadt München den Brauch wieder. Der Kocherlball findet seitdem am dritten Sonntag im Juli statt.

Der früheste Quellennachweis des Zwiefachen im bayerischen Raum wird auf um 1740 datiert. Der älteste Begriffsbeleg stammt von 1780. Seit den 1930er Jahren wird der Zwiefache durch die einsetzende Volksmusikbewegung gepflegt und lässt sich seither im Repertoire zahlreicher Musikgruppen nachweisen. Aktuell ist er auch außerhalb Bayerns äußerst populär und wird in der traditionellen Volksmusik sowie im modernen musikalischen Stilmix praktiziert.

www.kocherlball.de

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