24.01.2022

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#BeautySalonVanGoghMuseum

Amsterdam / Maurice van der Meijs
Amsterdam / Maurice van der Meijs

Wie der Barbier ins Museum kam: Vergangenen Mittwoch, den 19. Januar 2022, protestierten mehr als 70 Museen, Konzerthäuser und Theater in den Niederlanden mit ungewöhnlichen Aktionen gegen die anhaltende Schließung von Kultureinrichtungen. Auf diese Weise machten die Institutionen auf die ungleiche Behandlung des Kultursektors während der Corona-Pandemie aufmerksam, denn Geschäfte, Friseure und Fitness-Studios haben weiterhin geöffnet. So verwandelte sich das Amsterdamer Van Gogh Museum zum Beispiel einen Tag in einen Beautysalon: Hashtag #BeautySalonVanGoghMuseum

Amsterdam / Maurice van der Meijs
#BeautySalonVanGoghMuseum: Aus Protest gegen die anhaltende Schließung von Kultureinrichtungen verwandelte sich vergangene Woche unter anderem das Amsterdamer Van Gogh Museum einen Tag in einen Beautysalon. Foto: Van Gogh Museum, Amsterdam / Maurice van der Meijs

#BeautySalonVanGoghMuseum

Vor allem das strikte Verbot kultureller Veranstaltungen seit dem 19. Dezember 2021 stößt in den Niederlanden auf Widerstand. Um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen, hatten daher am vergangenen Mittwoch, den 19. Januar 2022, zahlreiche Museen für spezielle Aktionen kurzzeitig geöffnet. So konnten etwa im Amsterdamer Van Gogh Museum Nail artists ihr Geschick beweisen, weitere Museen boten Yoga-Kurse, Haarschnitte oder Maniküre an. Auch Konzertveranstalter schlossen sich dem ungewöhnlichen Protest an. So wurde kurzerhand das ehrwürdige Concertgebouw in ein „Kapsalon Concertgebouw“ umgewandelt, in dem man sich bei einer von der Dirigentin Susanna Malkki geleiteten Probe des Sinfonie-Orchesters auch gleich die Haare schneiden lassen konnte! Eine ungewöhnliche Performance, die beim Publikum auf große Zustimmung gestoßen ist. Gespielt wurde Charles Ives’ Symphony  Number 2. „Wir verstehen es nicht und es gibt dafür keine Begründung, denn in den letzten zwei Jahren haben wir gezeigt, dass es sehr, sehr sicher ist, in ein Konzert oder in ein Museum zu gehen,’“ unterstrich Simon Reinink, der Direktor des Concertgebouw.

Gegenüber im Van Gogh Museum wurde den Besucherinnen und Besuchern zur selben Zeit unter dem Hashtag #BeautySalonVanGoghMuseum Maniküre, Bartpflege und ein professioneller Haarschnitt angeboten, während sie Gemälde von Vincent van Gogh betrachten konnten. „Wir wollen betonen, dass der Museumsbesuch sicher ist“, kommentierte Emilie Gordenker, seit Februar 2020 die Direktorin des Museums. „Das ist definitiv etwas ganz Neues im Van Gogh Museum“. Außerdem fügt die Museums-Chefin hinzu: „Immer mehr Menschen besuchen Museen unter anderem auch auf der Suche nach seelischer Tiefe und dem Sinn des Lebens. Wir brauchen eben auch ein ,mentales’ Fitness-Studio!“. Der Aufgabenbereich ,mentale Gesundheit’ ist für unser Museum ebenso relevant, insbesondere gerade auch wegen Van Goghs eigener mentaler Verfassung.“

Maniküre, Bartpflege und ein professioneller Haarschnitt

Viele Institutionen in der Hauptstadt beteiligten sich auf diese Weise an den Protesten. Sie alle fanden es ungerecht, dass während des Lockdowns kulturelle Institutionen schließen müssen, während Geschäfte, Friseure und Fitness-Studios weiterhin geöffnet haben. Am 16. Januar 2022 wurde in den Niederlanden der einmonatige Lockdown gelockert und so Friseuren, Fitness-Studios und Geschäften wieder erlaubt, zu öffnen. Kulturelle Institutionen sollten dagegen weiterhin geschlossen bleiben.

Kreativer Widerstand auf Seiten der Kulturbetriebe

Gunay Uslu vom holländischen Kulturministerium zeigte Verständnis für die Proteste, mahnte aber zur Vorsicht. Auf Twitter schrieb sie: „Auf Seiten der Kulturbetriebe gibt es kreative Proteste. Ich verstehe diesen Hilfeschrei und, dass Künstler all die schönen Dinge auch zeigen wollen, die sie uns zu bieten haben, aber die Lockerung des Lockdowns muss Schritt für Schritt erfolgen. Die Kultur steht da für uns ganz oben auf der Agenda.“ Die Regierung stellte deshalb etwaige Lockerungen der strikten Corona-Maßnahmen frühestens für den 25. Januar 2022 in Aussicht.

Lesetipp: Seit dieser Woche können Solo-Selbständige Kulturschaffende in Deutschland, darunter auch freischaffende Restauratorinnen und Restauratoren, die Neustarthilfe 2022 beantragen. Sie erhalten eine Unterstützung, die nicht an die Betriebsausgaben gekoppelt ist. Die Antragstellung für die Neustarthilfe 2022 im Förderzeitraum Januar bis März läuft. Lesen Sie hier mehr.

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