10.10.2022

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Barockes Silber aus einer Basler Sammlung

Blick in die Ausstellung „Schöner trinken – Barockes Silber aus einer Basler Sammlung“. Historisches Museum Basel in der Barfüsserkirche. Foto: Historisches Museum Basel, Andreas Niemz
Blick in die Ausstellung „Schöner trinken – Barockes Silber aus einer Basler Sammlung“. Historisches Museum Basel in der Barfüsserkirche. Foto: Historisches Museum Basel, Andreas Niemz

Das Historische Museum Basel in der Barfüsserkirche stellt derzeit eine der bedeutendsten Privatsammlungen barocker Silberobjekte erstmals der Öffentlichkeit vor und gibt Einblicke in die Vielfalt dieser Trinkgefässe sowie deren Herstellung und Verwendung (bis 29. Januar 2023) – Barockes Silber aus Schweizer Privatbesitz

In der Frühen Neuzeit galt der Konsum von Wein und Bier – damals hatten diese Getränke oft den Stellenwert von Grundnahrungsmitteln – als gesundheitsförderlich: Wasser war in den meisten Fällen verunreinigt und konnte Krankheiten übertragen. 

Ein Willkomm für den Gast

 

In gehobenen Gesellschaftsschichten begrüsste man den Gast mit einem aufwändig gearbeiteten Trinkgefäss, dem sogenannten Willkomm. Die Bedeutung des Trinkens als gesellschaftlicher Akt schlug sich im 16. bis 18. Jahrhundert in der Gestaltung der luxuriöser Gefässe nieder. Die kunstvollen Römer, Humpen oder Pokale galten als Symbol von Status und Zugehörigkeit. Je wertvoller die Materialien und extravaganter die Formen waren, desto angesehener deren Besitzer. Und damit entwickelte sich im Barock die Gestaltung dieser Objekte zu einem Haupttätigkeitsfeld der Goldschmiede nördlich der Alpen. 

Impressionen der Schau „Schöner trinken – Barockes Silber aus einer Basler Sammlung“. Historisches Museum Basel in der Barfüsserkirche. Foto: Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
© Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
© Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz

Barockes Silber aus Schweizer Privatbesitz im Historischen Museum Basel in der Barfüsserkirche

 

Das Historische Museum Basel in der Barfüsserkirche stellt derzeit mit der Ausstellung „Schöner trinken – Barockes Silber aus einer Basler Sammlung“ eine der bedeutendsten Privatsammlungen barocker Silberobjekte in der Schweiz der erstmals Öffentlichkeit vor und gibt anhand von über 200 Goldschmiedearbeiten Einblicke in die Vielfalt dieser Trinkgefässe sowie deren Herstellung und Verwendung (bis 29. Januar 2023). Die Arbeiten stammen vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum, aus den großen Goldschmiedezentren Nürnberg und Augsburg, aber auch aus entlegeneren Produktionsstätten.

Hummerscherenpokal, Hans Bernhard Wägmann, Luzern, um 1620, Privatsammlung Basel, D47. „Schöner trinken – Barockes Silber aus einer Basler Sammlung“. Historisches Museum Basel in der Barfüsserkirche © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
Hummerscherenpokal, Hans Bernhard Wägmann, Luzern, um 1620, Privatsammlung Basel, D47. „Schöner trinken – Barockes Silber aus einer Basler Sammlung“. Historisches Museum Basel in der Barfüsserkirche © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
Trinkschiff auf Rädern, Georg Müllner, Nürnberg, 1625−1629, Privatsammlung Basel, D13, © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
Trinkschiff auf Rädern, Georg Müllner, Nürnberg, 1625−1629, Privatsammlung Basel, D13, © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
Dreiteiliger Bechersatz. Johann (Hans) (II) Beckert, Augsburg, 1669−1671, Privatsammlung Basel, DB20 © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
Dreiteiliger Bechersatz. Johann (Hans) (II) Beckert, Augsburg, 1669−1671, Privatsammlung Basel, DB20 © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
Drei Faustbecher, Witwe des Arnold Klein, Thun, 1592−1595, B63; Faustbecher mit Trinkspruch. Herman Hartleiff, Coesfeld, um 1600, B67; Faustbecher mit Trinkspruch. Meister mit dem Mühlrad // Nürnberg, 1651, B64 © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
Drei Faustbecher, Witwe des Arnold Klein, Thun, 1592−1595, B63; Faustbecher mit Trinkspruch. Herman Hartleiff, Coesfeld, um 1600, B67; Faustbecher mit Trinkspruch. Meister mit dem Mühlrad // Nürnberg, 1651, B64 © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
Trinkspiele und Scherzgefässe, 17. Jahrhundert, Privatsammlung Basel. © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
Trinkspiele und Scherzgefässe, 17. Jahrhundert, Privatsammlung Basel. © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz

Die Begleitpublikation zur Schau

 

Zur Schau ist eine reich bebilderte, wissenschaftliche Begleitpublikation, herausgegeben von der Ausstellungskuratorin Dr. Sabine Söll-Tauchert (Christoph Merian Verlag, Basel 2022) erschienen, die die Basler Silbersammlung kontextualisiert und  Silber-Spezialist-
:innen wie Dr. Lorenz Seelig und Dr. Karin Tebbe versammelt.

Beitrag von Metallrestaurator Martin Sauter

 

Auch Metallrestaurator Martin Sauter hat darin einen lesenswerten Beitrag über die Techniken der Goldschmiedekunst (Giessen, Schmieden, Löten, Sägen und Trennen, Gravieren, Ätzen,  Politur, Stempeln) geschrieben, die der Fachmann in der Reihenfolge des Arbeitsprozesses und anhand der in Basel präsentierten Objekte vorstellt. Dass in jedem Werk eines Gold- oder Silberschmieds nicht nur viele Arbeitsstunden stecken, sondern auch spezielle Materialkenntnisse der Edelmetalle und besondere Fingerfertigkeiten, die den Betrachter:innen im Allgemeinen verborgen bleiben, erläutert Martin Sauter eingangs. So sollten die Goldschmiede zum Beispiel eine ausgezeichnete Sehkraft mitbringen, um ihrer Arbeit nachgehen zu können: „Im Inneren der Werkstatt gab es künstliche Beleuchtung mit Talklichtern“, erklärt der Restaurator. „Zur Beleuchtung des Arbeitsplatzes und des Werkstücks benutzte man sogenannte Schusterkugeln. Diese gläsernen Kugeln wurden mit Wasser gefüllt und das dahinter befindliche Talglicht wurde so wie durch ein Vergrösserungsglas verstärkt und auf die Arbeitsfläche gerichtet.“

Doppelpokal offen, Georg Rühl, Nürnberg, 1609−1625, Privatsammlung Basel, P29 © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz
Doppelpokal offen, Georg Rühl, Nürnberg, 1609−1625, Privatsammlung Basel, P29 © Historisches Museum Basel, Foto: Andreas Niemz

Das Historische Museum Basel gilt mit seinen drei Häusern als das bedeutendste kulturhistorische Museum am Oberrhein. Es sammelt, bewahrt, dokumentiert und erforscht relevante Zeugnisse des kulturellen Erbes für künftige Generationen, vermittelt den Besucherinnen und Besuchern die Geschichte Basels und ist auch ein Ort der Auseinandersetzung mit Gegenwart und Zukunft. Mehr zum Historischen Museum in Basel erfahren Sie hier im Video:

 

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