27.09.2017

Projekte

Aus dem Land der Pharaonen

Ägyptologe Professor Dr. Richard Bußmann von der Universität zu Köln möchte in einem Modellprojekt Deutschlands längsten altägyptischen Papyrus nachhaltig vor dem Zerfall bewahren. Das Totenbuch der „lah-tes-nacht“ ist über 23 Meter lang und gut 2.500 Jahre alt. Neuartige Rahmenkonstruktionen sollen die einzelnen Papyri bestmöglich konservieren.

Eines der 36 Blätter des längsten altägyptischen Papyrus Deutschlands. © Institut für Altertumskunde an der Universität zu Köln
Das Totenbuch aus der Spätzeit der Pharaonen gehörte einer Ägypterin namens Iahtesnacht und datiert in das 7.–6. Jh. v. Chr. © Institut für Altertumskunde an der Universität zu Köln
Ursprünglich stammt das Totenbuch aus Herakleopolis. Heute ist der Papyrus im Besitz der Papyrussammlung des ägyptologischen Instituts in Köln. Insgesamt misst es 2357,5 cm in der Breite und 25-26 cm in der Höhe. © Institut für Altertumskunde an der Universität zu Köln

Eine neuartige Konservierungsmethode

Deutschlands längster altägyptischer Papyrus zerfällt aufgrund jahrelanger falscher Lagerung. Nun unterstützt die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) in der Modellprojektförderung 2017 dessen Erhalt. Das 23,5 Meter lange Totenbuch befindet sich im Besitz der Abteilung Ägyptologie der Universität zu Köln. Die Förderung der KEK in Höhe von über 64.000 Euro soll es ermöglichen, eine neue modellhafte Lagerungstechnik für den wertvollen Papyrus zu entwickeln.

„Auch wenn der Papyrus uns bereits so viele Jahrhunderte mehr oder weniger erhalten geblieben ist, ist sein aktueller Zustand kritisch“, sagt Professor Dr. Richard Bußmann, Ägyptologe von der Universität zu Köln und Antragsteller des Projekts. „Wir freuen uns, dass wir mit dem bewilligten Projekt eine neue Konservierungsmethode erstmals in so großem Maßstab werden anwenden können.“

In den 1970er Jahren hatte man die Schriftrolle in insgesamt 36 Blätter zerschnitten und diese mit Tesa-Filmstreifen auf Glasplatten geklebt. Da die Papyri stellenweise ungeschützt und im Kontakt mit der Luft lagerten, wurde das Naturmaterial mürbe und porös. „Unser Ziel ist es, das Kulturgut klimastabil und damit nachhaltig lagern zu können. Dazu arbeiten wir mit Professor Dr. Robert Fuchs von der Technischen Hochschule Köln zusammen. Sein Team restauriert die Papyrusteile, untersucht sie naturwissenschaftlich und baut neuartige Rahmen“, erklärt Richard Bußmann.

Die Papyrusfragmente werden auf farblich passendes Japanpapier aufgebracht, kommen dann auf gepufften Karton, schließlich auf eine Honigwaben-Platte und auf einen archivbeständigen Museumskarton. Durch dieses Schichtwerk in Kombination mit einem innovativen Rahmenkonstrukt und UV-protektierenden Glasplatten wären die Papyri ideal geschützt. Diese Maßnahmen ermöglichen problemlos Ausstellungen, Transport und Lagerung der Schriftstücke. Und nicht zuletzt ist das Schriftstück auf diese Weise auch für Forschung, Studierende und Öffentlichkeit besser zugänglich.

In dem Totenbuch aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr., das einer Ägypterin namens lah-tes-nacht gehörte, findet sich eine Sammlung von Totensprüchen. Der Papyrus ist ein herausragendes Beispiel für die Kanonisierung des Jenseitswissens in dieser Epoche. Zugleich liefert er Aufschluss über die altägyptische Schreibpraktik und die Integration von textlichen und bildlichen Elementen in der Weitergabe von wichtigem kulturellem Wissen aus der Spätzeit der pharaonischen Kultur.

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