05.11.2025

Kunststück

Athena – Göttin der Weisheit

Gustav Klimts Darstellung der Göttin Athene in stolzer Frontansicht mit Helm, Speer und kleiner Nike‑Figur – ein Schlüsselwerk der Wiener Secession. Foto: Gemeinfrei, via: Wikimedia Commons
Gustav Klimts Darstellung der Göttin Athene in stolzer Frontansicht mit Helm, Speer und kleiner Nike‑Figur – ein Schlüsselwerk der Wiener Secession. Foto: Gemeinfrei, via: Wikimedia Commons

Denkt man an griechische Mythologie, so steht Athena beinahe immer im Mittelpunkt: klug, strategisch, unerschütterlich. Sie ist die Göttin der Weisheit, der Kriegskunst, der Kunst, der Handwerke und der städtischen Ordnung. In ihrem Wesen verbinden sich Intellekt, Macht und künstlerische Schaffenskraft – eine Archetypin, die seit Jahrtausenden inspiriert. Athena zählt zu den zwölf olympischen Gottheiten und ist Schutz- und Namensgeberin der Stadt Athen, deren Akropolis einen monumentalen Kultplatz für sie bildet.

 


Ursprung und Charakter

Die Geburt der Athena ist eine sehr ungewöhnliche. Zeus verschlang ihre Mutter Metis, als ihm prophezeit wurde, ein Kind dieser Verbindung würde ihm ebenbürtig sein. Von Kopfschmerzen geplagt bat Zeus Hepahsitos, den Gott der Schmiedekunst, ihm Abhilfe zu schaffen. Aus Zeus’ Kopf wurde die Göttin dann in voller Rüstung geboren – eine symbolische Geburt, die ihre Verbindung zu Intellekt und geistiger Stärke betont. Anders als der kriegerische Ares steht sie für überlegte Verteidigung und strategische Kriegskunst. Sie unterstützt Helden wie Odysseus, Perseus und Herakles, ist Stadtbeschützerin („Poliás“), Kämpferin („Prómachos“) und Patronin für Handwerk und Kunst („Ergánē“). Häufig wird sie dargestellt mit Helm, Speer, Schild und der Aigis – oft als mit dem Haupt der Medusa verzierter Brustpanzer.
Typisches Attribut ist die Eule, Symbol für Weisheit und scharfen Verstand. Auch der Olivenbaum (ihr Geschenk an Athen), die Schlange und das Gorgonenhaupt zählen zu ihren Symbolen. Ihr Beiname „Parthenos“ („die Jungfräuliche“) weist darauf hin, dass sie nie eine Liebesbeziehung einging. Doch auch Athena hat negative Seiten, so ist sie dafür verantwortlich, dass Medusa zu dem Ungeheuer wurde, dessen Anblick Menschen zu Stein werden ließ. Nachdem die hübsche Medusa im Tempel Athenas in dem sie als Priesterin diente von Poseidon vergewaltigt wurde, strafte die Göttin das Opfer Medusa und nicht den Täter und verwandelte es zu dem Monster mit Schlangenhaar.


Kultorte und Tempel

Die Göttin wurde im gesamten griechischen Raum verehrt, wichtigste Kultstätte war die Akropolis in Athen. Der Parthenon (Baubeginn 447 v. Chr.) gilt als Musterbeispiel klassischer Tempelarchitektur und verband religiöse Verehrung mit politischem Anspruch. Im Parthenon stand Phidias’ Kolossalstatue „Athena Parthenos“ aus Gold und Elfenbein, daneben die riesige „Athena Promachos“ auf der Akropolis. Weitere bedeutende Kultstätten waren Olympia, Delphi und Lindos – dort wurde Athena als Stadtbeschützerin, als „Nike Athena“ (Siegerin) und geistige Schirmherrin verehrt.


Athena in der Kunst

Athena ist eines der meistdarstellten Motive der antiken Kunst:

  • Kolossalstatue „Athena Parthenos“ von Phidias im Parthenon (5. Jh. v. Chr.) 
  • „Athena Promachos“ – gewaltige Standfigur in voller Rüstung auf der Akropolis
  • Vasenmalerei: Zu finden in Kampfdarstellungen und Szenen, in denen sie Helden beisteht
  • attische Münzen zeigen oft die Eule und manchmal das Gorgonenhaupt – Symbole für Weisheit und Schutz
  • Renaissance und Moderne: Rubens, Canova und viele andere schufen repräsentative Athena-Darstellungen; Popkultur nutzt sie als Archetyp kluger und starker Kriegerinnen
Verkleinerte römische Nachbildung (3. Jh. n. Chr.) der von Phidias geschaffenen Kultstatue der Athena im Parthenon von Athen. Die Figur bewahrt zentrale Züge des Originals mit Helm, Schild und Nike. Foto: Niko Kitsakis - Eigenes Werk, CC BY 4.0, via: Wikimedia Commons
Verkleinerte römische Nachbildung (3. Jh. n. Chr.) der von Phidias geschaffenen Kultstatue der Athena im Parthenon von Athen. Die Figur bewahrt zentrale Züge des Originals mit Helm, Schild und Nike. Foto: Niko Kitsakis - Eigenes Werk, CC BY 4.0, via: Wikimedia Commons

Nachwirkung und Rezeption

Athena bleibt ein Leitbild für geistige Klarheit, Strategie und Schutz bis heute. In Philosophie, Architektur und Pädagogik inspiriert sie, etwa bei Hegel als Symbol spät einsetzender Weisheit („Die Eule der Minerva beginnt erst mit der Dämmerung ihren Flug“). Ihr Bild findet sich auf Münzen, Literatur, Universitätswappen und öffentlichen Denkmälern rund um den Globus. Sie verbindet Intelligenz, Strategie, Schutz, Krieg und Kunst, Handwerk und Recht. Sie repräsentiert ein Ideal kluger, mächtiger und kreativer Macht, die Wissen erhält und Gesellschaft gestaltet – eine Göttin, deren Präsenz die Zeit überdauert, die aber auch Schattenseiten hat.

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