22.04.2016

Projekte

Die Rückkehr von Angkor

Brüche und Fehlstellen ergänzt. Foto: SPK / photothek.net / Thomas Trutschel
Brüche und Fehlstellen ergänzt. Foto: SPK / photothek.net / Thomas Trutschel

 

Während auf der Baustelle des Berliner Schlosses die Betonwände in die Höhe wachsen, wird in den Museen in Dahlem abgebaut, ausgelagert, eingelagert und restauriert. Denn die aktive Vorbereitungsphase für den Umzug der Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst aus dem Haus in Dahlem in das Humboldt Forum (Berliner Schloss) hat jetzt begonnen. Ihr gingen mehrjährige Planungen voraus.  

 

Abguss eines Reliefs aus Angkor Vat zur Restaurierung in Friedrichshagen. Im Vordergrund: Melanie Axt, Restauratorin für Wand- und historische Architekturfarbigkeit. Foto: SPK / photothek.net / Thomas Trutschel
Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erworbenen Abgüsse galten seit der Zerstörung großer Bestände der Indischen Abteilung des alten Völkerkundemuseums im Zweiten Weltkrieg als vernichtet. Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Stefan Müchler
Anfang der 1980er Jahre wurden 442 Papierformen in der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin zufällig wiederentdeckt. 100 zusammengehörende Szenen wurden ausgewählt und neue Abgüsse hergestellt. Foto: SPK / photothek.net / Thomas Trutschel
In einer großen Restaurierungskampagne der Staatlichen Museen zu Berlin werden die Reliefs derzeit auf ein neues Hängesystem überführt und Abstoßungen, Brüche und Fehlstellen ergänzt. Foto: SPK / photothek.net / Thomas Trutschel
Die Reliefs erzählen Legenden und berichten von Heldentaten ihrer Hauptgestalten Krishna und Rama als Inkarnation des Gottes Vishnu, mit dem sich Suryavarman identifizierte. Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Stefan Müchler
Angkor Vat, die großartigste Schöpfung der Khmerarchitektur, entstand bis Mitte des 12. Jahrhunderts im Auftrag des Königs Suryavarman II., der zeitweise neben dem chinesischen Kaiser mächtigster Herrscher Asiens war. Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Stefan Müchler

 

Momentan werden 40 große Platten aus Gips restauriert und für die Ausstellung im Humboldt Forum vorbereitet. Sie zeigen Reliefs vom Tempel von Angkor Vat in Kambodscha, der im 12. Jahrhundert entstand. Nachdem die Tempelanlage 1861 von Franzosen besucht, reproduziert, in Gips gegossen, in Paris ausgestellt und damit für Europa entdeckt worden war, gab es eine regelrechte Angkor-Manie.

Auch in Deutschland wollte man Abgüsse der vielfigurigen Szenen, die von den Heldentaten Krishnas und Ramas berichten, zeigen können. Zu einem Deal mit den Franzosen kam es jedoch nicht. Deshalb reisten deutsche Wissenschaftler um 1900 selbst nach Kambodscha und brachten 200 Meter Reliefvorlagen für die Berliner Museen mit. Sie hatten sie im Abklatschverfahren mit Papier abgenommen. 1904 waren dann die Gipsabgüsse fertig. „Das Ganze kostete 120.000 Reichsmark“, sagt Martina Stoye, Kuratorin für die Kunst Süd- und Südostasiens bei den Staatlichen Museen zu Berlin.

Viele der Formen und Abgüsse gehören jedoch zu den Kriegsverlusten. „Anfang der 1980er Jahre wurden 442 Papierformen in der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin zufällig wiederentdeckt“, sagt Stoye. Die nun zu restaurierenden Abgüsse wurden nach dieser Entdeckung neu gegossen. „Sie waren bis 1997 im Berliner Museum für Indische Kunst ausgestellt. Danach waren sie eingelagert und nie mehr gezeigt worden“, sagt Toralf Gabsch, Chefrestaurator im Museum für Asiatischen Kunst. Jetzt bereitet sie Bernhard Gutmann, Restaurator für Gips und Stuckmarmor, für die Dauerausstellung im Humboldt Forum vor.

Geplant ist, die 40 Reliefs an einer frei im Raum stehenden, beidseitig zu besichtigenden Wand auf 22 Metern Länge zu zeigen. Dafür musste Gutmann ein Rahmensystem aus Metall entwickeln, das es erlaubt, die zwei Meter hohen und knapp einen Meter breiten, aber nicht immer gleich tiefen Gipsplatten komplett plan aufzuhängen.

„Mit der Konstruktion können die Gipsplatten im Museum dann problem- und beschädigungslos an- und abgehängt werden“, sagt Restaurator Bernhard Gutmann. Denn Schäden, wie die jetzt zu schließenden und zu retuschierenden Löcher, durch die einst die Aufhängungen geführt wurden, soll es an den sonst gut erhaltenen Reliefs nicht mehr geben. Auch Kittungen zwischen den einzelnen Gipsreliefplatten, die für Ausbrüche und Schadstellen sorgten, werden in Zukunft vermieden. Die Platten sollen nach den Plänen von Chefrestaurator Toralf Gabsch im Humboldt Forum dann fugenlos nebeneinander hängen.

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