02.09.2014

Projekte

Abziehpapier als Gestaltungstechnik

Foto: Dietrich Wellmer

Die Wiederentdeckung einer vergessenen Technik des 19. Jahrhunderts

Im Zuge der restauratorischen Untersuchung des Orgelgehäuses in der St. Marienkirche zu Bad Breisig konnte der Verfasser eine heute vergessene Gestaltungstechnik des 19. Jahrhunderts wiederentdecken. Die Technik erlaubte die schnelle und einfache Herstellung und Gestaltung von Oberflächen mit künstlicher Holzmaserung. Zusammen mit einer Druckerei wurde die historische Technik der „Abziehpapiere“ rekonstruiert und an dem Orgelgehäuse angewendet.

 

Kurzbeschreibung und Geschichte der Orgel

Bei der Orgel der St. Marienkirche zu Bad Breisig handelt es sich um einen Orgelneubau aus den Jahren 1755–1759, der für die St. Lambertikirche in Aurich (Ostfriesland) von dem Orgelbauer Johann Friedrich Constabel (1690–1762) ausgeführt wurde.

Für die Gestaltung des typischen „Hamburger Prospektes“ legte Constabel 1755 einen ersten Entwurf des Bildhauers David Benjamin Opitz vor, der aber nicht verwirklicht wurde. Ein weiterer Entwurf von Opitz diente dann als Vorlage für den Kunsttischler Vogeler aus Jever, der die tischlerische Ausführung übernahm. Das Gehäuse ist in Rahmenbauweise aus Nadelholz gefertigt.

 

Holzimitation und Abziehpapiere

Erfunden und entwickelt wurden Abziehpapiere im 19. Jahrhundert, um die beliebte Oberflächengestaltung preiswerter herstellen zu können: Jedermann konnte selbst eine Holzmaserung auftragen. Heute sind vergleichbare Techniken mit modernen Materialien erhältlich, etwa als Folierung. Diese können auf nahezu alle Materialien übertragen werden und werden häufig im Automobilsektor verwendet.

Bei der historischen Technik kamen Andrückpapiere zur Anwendung, bei der die eigentliche Maserung oder auch Marmorierung auf eine lösliche Zwischenschicht, etwa Gelatine, gedruckt wurde. Beim Andrücken an den vorgefeuchteten Untergrund löste sie sich ab und verblieb dort nach dem Abziehen der Trägerpapierlage. Diese Papiere wurden aus Sparsamkeitsgründen oft mehrfach benutzt, wobei das Maserbild jedes Mal schwächer wurde.

Mehr zum Thema lesen Sie in der RESTAURO 6/2014.

 

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