13.10.2022

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5. Europäischer Tag der Restaurierung

Zum 5. Europäischen Tag der Restaurierung am Sonntag den 16.10.2022 im MARKK wird eine speziell konzipierte Führung angeboten, die ausgewählte Restaurierungsprojekte in den laufenden Ausstellungen vorstellt. Foto: MARKK / Paul Schimweg
Zum 5. Europäischen Tag der Restaurierung am Sonntag den 16.10.2022 im MARKK wird eine speziell konzipierte Führung angeboten, die ausgewählte Restaurierungsprojekte in den laufenden Ausstellungen vorstellt. Foto: MARKK / Paul Schimweg

Am 16. Oktober 2022 findet der 5. Europäische Tag der Restaurierung unter dem Titel „Kulturerbe im Klimawandel“ statt. Alle Restaurator:innen sind aufgerufen, sich an diesem Aktionstag zu beteiligen. In ganz Europa hat das interessierte Publikum die Möglichkeit, exklusive Einblicke in ihre Arbeitsplätze – Ateliers, Hochschulen, Denkmalämtern, Archiven, Schlösserverwaltungen und Baustellen  – und somit Fallbeispiele aktueller Konservierungs- und Restaurierungsprojekte kennenzulernen

Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist es, das Interesse der Öffentlichkeit auf die Aufgaben und Ziele von Restaurierungswerkstätten und den Schutz und die Rettung von Kulturgütern zu lenken. Willkommenen Anlass hierzu bietet der jährlich stattfindende Europäische Tag der Restaurierung, der diesmal am 16. Oktober 2022 stattfindet. Alle Restaurator:innen sind aufgerufen, sich an diesem Aktionstag zu beteiligen. In ganz Europa hat das interessierte Publikum die Möglichkeit, in den Ateliers und auf den Baustellen Fallbeispiele aktueller Konservierungs- und Restaurierungsprojekte kennenzulernen.

Der 5. Europäische Tag der Restaurierung: Das diesjährige Motto heisst „Kulturerbe im Klimawandel“

 

„Kulturerbe im Klimawandel“ lautet das diesjährige Motto in Deutschland. Hamburg lädt dieses Jahr ein zu „Meet and greet im MARKK. Das „Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt“ (MARKK) versteht sich als Schaufenster der Kulturen und Künste der Welt. Zum Europäischen Tag der Restaurierung wird hier eine speziell konzipierte Führung angeboten, die ausgewählte Restaurierungsprojekte in den laufenden Ausstellungen vorstellt. Des Weiteren wird die Gelegenheit geboten, mit den Restaurator:innen des MARKK über die Pflege der Sammlungen aus konservatorischer Sicht zu sprechen.

Meet & Greet im Hamburger „Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt“ (MARKK)

 

Passend zum diesjährigen Motto „Kulturerbe im Klimawandel“, werden in einer Vitrine im Zwischenraum klimaregulierende Materialien und technische Geräte aus dem Museumsalltag gezeigt. Nachmittags besteht im Rahmen von Meet & Greet mit Restaurator:innen des MARKK die Möglichkeit, sich mit diesen über ihre Restaurierungsprojekte auszutauschen und mehr über das vielfältige Tätigkeitsfeld Restaurator / Restauratorin zu erfahren.

 

 

 

Online-Veranstaltung zum Kulturgutschutz

 

Zum Rahmenprogramm am 5. Europäischen Tag der Restaurierung gehört auch eine Online-Veranstaltung zum Kulturgutschutz, die über www.murrer-rahmen.de abgerufen werden kann. Sie beschäftigt sich mit einem außergewöhnlichen Rahmen eines Matisse-Bildes. Anlässlich der Ausstellung „Matisse: The Red Studio“ im New Yorker MOMA wurde dieser Rahmen aus Papiermaché von Werner Murrer Rahmen restauriert. Dass Werke von Henri Matisse oft in barocken Rahmen präsentiert werden, ist nicht ungewöhnlich. Dass ein solcher Rahmen aus Papiermaché gefertigt wurde, ist jedoch außergewöhnlich. Fast 100 Jahre ist Henri Matisses Gemälde „Badende“ (1907) nun von dem papierenen Rahmen umgeben.

Das Gemälde „Baigneurs“ von Henri Matisse (Statens Museum for Kunst in Kopenhagen, datiert 1907) befindet sich in einem Rahmen im Stil Louis XIV mit goldfarbener Fassung. Der Rahmen wurde aus Papiermaché gefertigt, gefasst mit Schlagmetall. Die Restaurierung des Rahmens übernahm nach einem Sponsorenaufruf die Münchner Rahmenwerkstatt Werner Murren Rahmen. Hier Fotos des Papiermaché-Rahmen, Eck-Detail unten links, Seitenansicht der vertikalen bzw. Leiste, Vorzustand. Foto: www.murrer-rahmen.de
Das Gemälde „Baigneurs“ von Henri Matisse (Statens Museum for Kunst in Kopenhagen, datiert 1907) befindet sich in einem Rahmen im Stil Louis XIV mit goldfarbener Fassung. Der Rahmen wurde aus Papiermaché gefertigt, gefasst mit Schlagmetall. Die Restaurierung des Rahmens übernahm nach einem Sponsorenaufruf die Münchner Rahmenwerkstatt Werner Murren Rahmen. Hier Fotos des Papiermaché-Rahmen, Eck-Detail unten links, Seitenansicht der vertikalen bzw. Leiste, Vorzustand. Foto: www.murrer-rahmen.de
Foto: www.murrer-rahmen.de

Neue Sichtweisen auf Kunstwerke und die Institution Museum in Berlin

 

Auch in Berlin können Interessierte am 5. Europäischen Tag der Restaurierung hinter die Kulissen schauen. Hier geben Restaurator:innen der Gemäldegalerie, des Kunstgewerbemuseums, des Kupferstichkabinetts, der Neuen Nationalgalerie und des Musikinstrumentenmuseums exklusive Einblicke in ihre anspruchsvolle Arbeit. Ein besonderes Programm mit Führungen durch Ausstellungen, Restaurierungsateliers und Depots am Kulturforum vermittelt neue Sichtweisen auf die Werke – und auf die Institution Museum.

Der „Reiz des Fragments“

 

Um 13 Uhr und um 16:30 Uhr gibt etwa Gemälderestauratorin Maria Reimelt Einblicke in die Gemälderestaurierung der Staatlichen Museen zu Berlin und um 13:30 Uhr stellt Stephanie von Becker unter dem Motto „Reiz des Fragments“ in ihrer Führung im Kupferstichkabinett die Fragmente der Medici-Schale vor. Weitere in Führungen vorgestellte Themenkomplexe sind die „Lichtmessung an Papierproben im Kupferstichkabinett“, „Galvanoplastiken im Kunstgewerbemuseum“ und die „Vorbereitung einer Modeausstellung“ im Kunstgewerbemuseum. Des Weiteren wurden Themen wie „Lichtmessung an Papierproben im Kupferstichkabinett“ und „David Roentgen. Pultschreibschrank „Neuwieder Kabinett“. 1777–1779 (Kunstgewerbemuseum) für das Publikum aufgearbeitet.

Warum ließ das Berliner Kunstgewerbemuseum um 1900 seine eigenen Goldschmiedearbeiten kopieren?

 

Ein besonderer Höhepunkt innerhalb des Berliner Angebots zum Tag der Restaurierung ist die Führung zu den Galvanoplastiken im Kunstgewerbemuseum um 13 Uhr. Hier erklärt die Restauratorin Wibke Bornkessel, warum das Kunstgewerbemuseum um 1900 seine eigenen Goldschmiedearbeiten kopieren ließ und wie eine galvanoplastische Kopie hergestellt wird. Thematisiert wird auch der Umstand, dass sich Galvanoplastiken gegenüber äußeren Einflüssen anders als traditionelle Goldschmiedearbeiten verhalten.

Am 5. Europäischen Tag der Restaurierung geben Restaurator:innen der Gemäldegalerie (Foto), des Kunstgewerbemuseums, des Kupferstichkabinetts, der Neuen Nationalgalerie und des Musikinstrumentenmuseums in Berlin Einblicke in ihre anspruchsvolle Arbeit. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / Maria Reimelt
Am 5. Europäischen Tag der Restaurierung geben Restaurator:innen der Gemäldegalerie (Foto), des Kunstgewerbemuseums, des Kupferstichkabinetts, der Neuen Nationalgalerie und des Musikinstrumentenmuseums in Berlin Einblicke in ihre anspruchsvolle Arbeit. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / Maria Reimelt

Die Abteilung Restaurierung der SPSG legt am 16. Oktober 2022 den Fokus auf die vielseitigen restauratorischen Herausforderungen in den Römischen Bädern. Das romantische Bauensemble im italienischen Landhausstil entstand zwischen 1829 und 1840. Der Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. ließ hier durch die Architekten Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius seine Architekturskizzen verwirklichen. Diese waren inspiriert durch seine Italienreisen mit dem Besuch zahlreicher antiker Stätten, was sich auch in der Ausstattung mit Mobiliar und Kunstwerken widerspiegelt. Die nahezu 200-jährige Geschichte mit Nutzungsänderungen, klimatischen Einflüssen und schwierigen Standortbedingungen zeigen heute ein Bild mit vielen Veränderungen und Verlusten.

„DENK × PFLEGE“

 

Seit Jahrzehnten stellt der Erhalt dieses einzigartigen Ortes eine besondere Herausforderung für die Denkmalpflege dar. Bevor nun mit Sonderinvestitionsmitteln die grundlegende Sanierung in den Jahren 2023 bis 2025 erfolgt, erhalten Besucherinnen und Besucher im Rahmen der Sonderausstellung „DENK × PFLEGE“ Einblicke der besonderen Art. Am Europäischen Tag der Restaurierung werden die bereits präsentierten denkmalpflegerischen Aspekte, mit Themen aus der Restaurierung und der Kunstwissenschaft erweitert. Evelyn Zimmermann ( SPSG / Abt. Schlösser und Sammlungen), Andreas Liebe (SPSG / Abt. Restaurierung, FB Architekturfassung / Wandbild) und Roland Will (SPSG / Restaurierung, FB Skulpturen) berichten vor Ort über die Ausstattung mit ihrer wechselvollen Geschichte und über die Restaurierung von Skulpturen, Architekturmalereien und Wandbildern. Das Gesamtprogramm finden Sie hier.

Bevor die UNESCO-Welterbestätte Römische Bäder im Park Sanssouci ab Herbst 2022 für mehrere Jahre wegen dringend nötiger Bau- und Restaurierungsarbeiten geschlossen wird, zeigt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) in dem romantisch gelegenen Ensemble die Ausstellung „DENK × PFLEGE“, die Einblicke in die geplanten Maßnahmen gibt. Im Video sprechen Expert:innen der SPSG über die besonderen Herausforderungen bei der Sanierung dieses Baudenkmals.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) bietet zum Europäischen Tag der Restaurierung kostenfreie Führungen durch seine Restaurierungswerkstätten der Bau- und Kunstdenkmalpflege in der Alten Münze (Hofgraben 4, München) an: Sie betreuen Restaurierungsmaßnahmen an Baudenkmälern in ganz Bayern. Die Werkstätten umfassen die Fachbereiche Wandmalerei, Gemälde, Skulptur, Textil, Metall, Stein sowie holzsichtige und gefasste Raumausstattung. Die Führung durch die Werkstätten in der Alten Münze gibt Einblicke in aktuelle Projekte und denkmalpflegerisch-restauratorische Grundsätze. Die Werkstätten umfassen die Fachbereiche Wandmalerei, Gemälde, Skulptur, Textil, Metall, Stein sowie holzsichtige und gefasste Raumausstattung. Informationen zur Anmeldung finden Sie hier. Etwaige Restplätze werden am 16. Oktober vor Ort vergeben.

 

Selten öffnen die Restaurierungswerkstätten des Landesamtes für Denkmalpflege in München ihre Pforten der Öffentlichkeit, doch am 16. Oktober 2022, am 5. Europäischen Tag der Restaurierung, ist es so weit. Foto: Führung durch die Restaurierungswerkstätten / BLfD
Selten öffnen die Restaurierungswerkstätten des Landesamtes für Denkmalpflege in München ihre Pforten der Öffentlichkeit, doch am 16. Oktober 2022, am 5. Europäischen Tag der Restaurierung, ist es so weit. Foto: Führung durch die Restaurierungswerkstätten / BLfD

Rückblick auf 2021

 

Beim Tag der Restaurierung im Jahre 2021 machten die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen auf das weite Tätigkeitsfeld der Restaurierung als einer angewandten Wissenschaft aufmerksam. Die Restauratorinnen und Restauratoren des Doerner Instituts lenkten den Blick auf und unter die Oberfläche von Meisterwerken der Pinakotheken, der Staatsgalerien und des Museums Brandhorst. Sie berichteten von besonderen Herausforderungen im Umgang mit der zeitgenössischen Kunst und ließen die Öffentlichkeit an den vielfältigen Fragestellungen der Bewahrung einer staatlichen Kunstsammlung von 25.000 Werken aus dem 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart teilhaben. Die Besucher:innen erfuhren Wissenswertes über den Erhalt ephemerer Kunstwerke, dien Erhaltungszustand der Werke Francois Bouchers und die Maltechnik Emil Noldes. Auch die Restaurierungshistorie des Gemäldes „Auferstehung Christi“ von Rembrandt wurde anschaulich vermittelt. Außerdem gab es vier kurze Videos zu aktuellen Projekten der Restaurator:innen des Doerner Instituts, die online abrufbar sind. Außerdem begab man sich auf die spannende Suche nach dem ursprünglichen Erscheinungsbild eines Holztafelbildes Lucas Cranach des Älteren.

Aufgrund der Generalsanierung der Neuen Pinakothek und des dadurch bevorstehenden Umzugs des Doerner Instituts werden in diesem Jahr keine zusätzlichen Veranstaltungen und Führungen in den Häusern der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen angeboten.

Das folgende Video erschien zum Europäischen Tag der Restaurierung 2021: Das Gemälde „Kurfürst Joachim I. Nestor von Brandenburg“ von Lucas Cranach d. Ä. wird anlässlich der 2022 anstehenden Neueinrichtung der Staatsgalerie Aschaffenburg restauriert. Kunsttechnologische Untersuchungen flankieren die Vorbereitungen der Restaurierung auf der Suche nach dem ursprünglichen Erscheinungsbild der Tafel. Im reich bebilderten Beitrag werden interessante Beobachtungen zu Cranachs Maltechnik ebenso wie alterungsbedingte Veränderungen anschaulich. Beitrag von Laura Hack | Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Doerner Institut 2021. 

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