04.09.2018

Beruf

3D-Durchblick oder Datenmüll?


Probleme

Digitalisierung ist eines der Schlagworte des 21. Jahrhunderts. Auch in der Restaurierung, Konservierung und dem Kulturguterhalt. Unser Autor Boris Frohberg war bei einer Thementagung des Verbands der Restauratoren in Dresden und informiert darüber, welche Möglichkeiten Digitalisierungsverfahren im Kulturguterhalt bieten

 

 

Die interdiziplinäre Zusammenarbeit von Restauratoren, Archäologen, Ingenieuren, Architekten und Verfahrenstechnikern bietet ein weites Feld von Möglichkeiten.
Die Tagung des VDR vom 01. bis 03. März 2018 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden führte etwa 120 Wissenschaftler und Restauratoren zusammen, um den zwanzig Vorträgen zu folgen.

Die Themen der vier Blöcke spannten einen Bogen von den Grundlagen der Technologie zu ihrer praktischen Anwendung. Die Vorträge gingen quer durch die Materialvielfalt restauratorischer Problemstellungen, z. B. Holz, Metall, Stein, Wachs und Wandmalerei – vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.

Nach einer thematischen Einführung der 3D-Verfahrenstechniken von Christian Mulsow, Patrick Lackner und Tobias Reich folgten Praxisbeispiele zu den 3D-Scanverfahren, dem „Structure from Motion“ Verfahren bis zur Bestands- und Schadenserfassung, der Vermessung im Kontext zur Fotogammetrie, dem 3D-Monitoring, sowie der 3D-Dokumentation. Wichtig ist dabei vorab zu klären, was man mit dem virtuellen dreidimensionalen Modell anfangen möchte und welche Fragestellungen beantwortet werden sollen. Hieraus resultiert die Suche nach der geeigneten Technologie für die Umsetzung und die Kostenermittlung.

Der Laserscan zur Praxisanwendung der Technik für die Visualisierung und Rekonstruktion ist sehr anschaulich vermittelbar. Für die Museumsbesucher können hier auch neue Welten eröffnet und jüngere Besucherschichten interessiert werden. Dies betrifft auch Nassholzfunde aus dem mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge bzw. zur Bremer Kogge. Schon die beeindruckte die Größe der Objekte überzeugte die Teilnehmer von den technologischen Möglichkeiten. Auch die Erfassung antiker, mittelalterlicher und auch neuzeitlicher Skulpturen, können für die virtuelle Rekonstruktion, aber auch für die vergleichende Forschung sehr dienlich sein.

Die Passgenauigkeit von Bruchkannten nach der Scannung ist konkurrenzlos zu handwerklichen Möglichkeiten. Die Verträglichkeit der Druckmaterialien im Bezug zum Original ist durchaus positiv zu bewerten. Im Beispiel des „Lukas aus der Asche“ aus der Münchener Theatinerkirche zeigte sich die Kombination aus digitalen Technologien und traditioneller Bildhauerei. Die Teilrekonstruktion konnte zuvor am 3D-Modell erprobt werden. Dies betraf auch die Rekonstruktion von Felsformationen der Potsdamer Neptungrotte. Hier konnten maßstäbliche Modelle gedruckt werden um den richtigen Aufbau der Natursteine als Vorlage für den Wiederaufbau der original-künstlichen Felsformation erproben zu können.

Die Kosten für die Anwendung der Technologie sind noch sehr hoch und deshalb auf einige meist extern geförderte Pilotprojekte beschränkt. Zu dem bieten die Datenmengen meist noch der Rechnerleistung geschuldete Verarbeitungsprobleme. Deshalb sind Auswertung und Speicherung nur bedingt möglich. Zum einen können selbst aus bestellbaren Komponenten gebaute Geräte eine preiswerte Lösung darstellen. Zum anderen werden die Leistungsfähigkeiten der Rechner kontinuierlich steigen und die Verarbeitung der Datenmengen einfacher erscheinen. Trotzdem bleibt das Problem der Datenspeicherung über längere Zeiträume. Ob die Projekte im Monitoring in einigen Jahrzehnten noch verfügbar und für den angestrebten Wissenszuwachs nutzbar sein werden, ist wünschenswert.

Zu Beginn der Tagung fand ein eintägiger Workshop zum Structure from Motion Verfahren, Handscanner und der 3D Kartierung, sowie 3D Rekonstruktion statt. Alexander Gatzsche, Kerstin Riße und Thomas Hackbeil erläuterten das Structure from Motion Verfahren und die Anwendung von Handscannern. Gunnar Siedler erläuterte den Teilnehmern die Möglichkeiten der 3D-Kartierung mit Metigo Map.

Fazit

Das die 3D-Technologie viele bislang unbekannte Möglichkeiten bietet, war bei den Veranstaltern wie Teilnehmern übereinstimmender Konsens. Die Fragen: Wie weit man bei der Nutzung der Scan-Verfahren gehen sollte und wann sich die Technik verselbstständigt, wurden hier durchaus erörtert. Es wurde ausgelotet welche Chancen und Möglichkeiten diese Technik bieten kann und wo die Grenzen im Umgang mit virtuellen Kopien liegen. Ob sich diese Technik zunehmend auch in der Restaurierung durchsetzen wird, bleibt derzeit noch offen.

Mehr über das Thema Digitalisierung im Kulturguterhalt lesen Sie in der kommenden Ausgabe der RESTAURO 7/2018, die am 12. September erscheint.

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