05.01.2015

Kunststück

Konservierung des Lohengrin-Schreibtisches

 

An diesem Schreibtisch soll Komponist Richard Wagner (1813 in Leipzig – 1883 in Venedig) erste Melodien und Skizzen zu „Lohengrin“ entworfen haben. Gerade steht das Möbel zur Restaurierung in der Werkstatt von Andreas Scheuch. RESTAURO konnte die einzelnen Arbeitsschritte an dem Lohengrin-Schreibtisch begleiten.

Ursprünglich stand der Lohengrin-Schreibtisch im Lohengrinhaus in Graupa, das heute Teil der Richard-Wagner-Gedenkstätte ist. Hier verbrachte Wagner von 1846 seinen Urlaub mit Ehefrau Minna und entwarf die Kompositionsskizzen zur Oper „Lohengrin“. 1928 kam der Schreibtisch durch einen Ankauf der ehemaligen Wagner-Gedenkstätte nach Bayreuth in das Haus Wahnfried, das ehemalige Wohnhaus Wagners. Seit 1976 wurde es als Richard Wagner Museum geführt, bis es 2010 aufgrund umfassender Sanierungsarbeiten geschlossen wurde. Im August 2015 werden die Arbeiten abgeschlossen sein und das an moderne Standards adaptierte Haus Wahnfried gemeinsam mit einem Museumsneubau und der am Grundstück befindlichen Grabstätte von Richard und Cosima Wagner – als neuer Museumskomplex mit Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung – für Besucher eröffnet.

Der Lohengrin-Schreibtisch in der Restaurierungswerkstatt von Andreas Scheuch.
Der Lohengrin-Schreibtisch, Vorzustand, Foto: Andreas Scheuch.
Detailansicht der Gebrauchsspuren, Der Lohengrin-Schreibtisch-Wagner-Scheuch, Foto: Andreas Scheuch.
Restaurierungsarbeiten an den Buchsen. Foto: Andreas Scheuch.
Einpassen der Buchse. Foto: Andreas Scheuch.
Die Rosette der Schublade wird ergänzt. Foto: Andreas Scheuch.
Aus dem Furnier wird das passende Stück zurechtgesägt. Foto: Andreas Scheuch.
Einpassen von in Farbe und Textur passendem Furnier. Foto: Andreas Scheuch.
Der Hinweis Würzburg an der Hinterseite des Schreibtisches. Foto: Andreas Scheuch.
Der Lohengrin-Schreibtisch nach der Restaurierung, Foto: Andreas Scheuch.
Der Lohengrin-Schreibtisch, Endzustand nach der Restaurierung, Foto: Andreas Scheuch.
Der Lohengrin-Schreibtisch, Endzustand nach der Restaurierung, Foto: Andreas Scheuch.
Der Lohengrin-Schreibtisch, Endzustand nach der Restaurierung, Foto: Andreas Scheuch.
Der Lohengrin-Schreibtisch, Endzustand nach der Restaurierung, Foto: Andreas Scheuch.
Detailansicht,Der Lohengrin-Schreibtisch, Endzustand nach der Restaurierung, Foto: Andreas Scheuch.
Detailansicht,Der Lohengrin-Schreibtisch, Endzustand nach der Restaurierung, Foto: Andreas Scheuch.

Objektpatenschaften ermöglichten die Restaurierung etlicher Sammlungsobjekte, die sich jahrzehntelang im Haus Wahnfried befanden. Die Objekte werden an unterschiedliche Restauratoren vergeben, welche die Konservierung und Restaurierung vornehmen und ausführlich dokumentieren. Die Restaurierung von „Wagners Sterbesofa“ ist beispielsweise bereits abgeschlossen, Vor- und Nachzustand ist bebildert auf der Webseite anzusehen. Einen solch starken Kontrast wird es bei dem Lohengrin-Schreibtisch, der in der Restaurierungswerkstatt von Andreas Scheuch bearbeitet wird, nicht geben: „Vor allem führen wir Konservierungsarbeiten durch, Gebrauchs- und Alterungsspuren werden belassen.“

Vorzustand des Schreibtisches

Als Schreibtisch aus Mahagoniholz wird das Biedermeiermöbel im Inventar geführt. Das Trägerholz des zweiteiligen Möbels (Schreibtisch mit Aufsatz) ist aus Nadelholz gefertigt, die Schubkästen sind mit Ausnahme der Fronten aus Ahorn gearbeitet. Die Innenseiten der Türen sind mit gefärbtem und poliertem Ahorn furniert. Das Mahagonifurnier weist die für die Biedermeierepoche typische Fladerung auf („Pyramidenmahagoni“). Die kleinen Profilleisten sowie Halbrundleisten bestehen größtenteils aus massivem Mahagoni. Das Schreibmöbel hat links- wie rechtsseitig verschließbare Schubladen – insgesamt zehn –, deren Schlösser, Schlüssel und Schlüsselbuchsen einen hohen handwerklichen Status haben und somit sicher zu verschließen waren. „Ein Hinweis darauf, dass der Schreibtisch als ein Aufbewahrungsmöbel für wichtige Dokumente gefertigt wurde“, so Scheuch. Die Schlüssel sowie einige Buchsen fehlen. Die Oberflächen der lichtgeschützten Innenseiten geben noch Hinweise auf die originale Farbigkeit und den Glanzgrad der im Handpolierverfahren veredelten Oberflächen. Die grüne Schreibauflage auf der ursprünglich ausziehbaren Schreibplatte weist starke Gebrauchsspuren auf, Tusche, Tinte und vermutlich Siegelwachs.

Restaurierungsschritte

Nach der Dokumentation des Vorzustandes und der Festlegung der Restaurierungsziele wird das Möbel trocken und feucht gereinigt. Gelöste Massivholzteile und Furniere werden mit Glutinwarmleim gefestigt, auffällige und das Gesamtbild verzerrende Fehlstellen werden mit artgleichem Holz dem Ausbruch folgend ergänzt. Die qualitätsvollen Schlösser werden vom Metallrestaurator gereinigt und instand gesetzt, fehlende Schlüssel Schlüsselbuchsen und Beschlagteile werden nachgefertigt. Das Einpassen der fehlenden und ausgebrochenen Schlüsselbuchsen erfordert feingliedriges handwerkliches Geschick. Die vorhandene Oberfläche wird gereinigt, Fehlstellen werden zurückhaltend im Sinn einer Neutralretusche eingestimmt. Abschließend wird der Glanzgrad an den stark ausgedünnten Flächen mit verdünntem Schellack und dem Polierballen eingestellt. Zielvorgabe hierfür ist ein geschlossenes Gesamtbild unter Beibehaltung der Abnutzungs- und Zeitzeichen. Ursprünglich gab es auf der Oberseite des Aufsatzes und auf den Seiten der Schreibplatte kleine Balustraden oder Profilleisten, die heute fehlen. Werkspuren der Befestigung sind noch vorhanden und werden als solche belassen.

Weg des Objektes

Der Inventareintrag zum Lohengrin-Schreibtisch beschreibt seinen Weg nach Bayreuth wie folgt: „Lohengrin-Schreibtisch Bi 1249, 
Vorbesitzer: Frau Ritter 
Geschenk von Heinrich Balles
 Kw. [Kauf-Wert] 16.6.1928“. An der Rückseite des Möbels ist „Würzburg“ notiert, woher er definitiv kommt ist nicht geklärt. Fest steht, wohin der Schreibtisch nach seiner behutsamen Restaurierung geht: Er wird mitsamt seiner historischen Spuren wieder nach Bayreuth und somit in die Sammlung des Richard Wagner Museums mit Nationalarchiv zurückgeführt und für Sonderausstellungen zur Verfügung stehen.

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