31.01.2017

Projekte

Kirchliche Archivalien in guten Händen


Restaurierung des Nachdrucks einer chinesischen Weltkarte

 

Sieben Schwestern der Restaurierungswerkstatt der Abtei St. Hildegard in Eibingen waren über Jahre hinweg mit einem Großprojekt befasst: der Restaurierung eines koreanischen Nachdrucks einer chinesischen Weltkarte von 1860. 2015 wurden die Arbeiten abgeschlossen. Ein Auszug aus der Dokumentation der Schwestern.

Seit 1974 beherbergt die Abtei St. Hildegard in Eibingen eine eigene Restaurierungswerkstatt. Sieben restauratorisch ausgebildete Schwestern kümmern sich um vorwiegend kirchliche Archivalien, die von einzelnen Diözesen Deutschlands an sie herangetragen werden. Zum Restaurierungsgut der Schwestern zählen vor allem Matrikelbücher, meist aus dem 16. und 17. Jahrhundert, aber auch Handschriften auf Pergament oder Papier wie Protokolle oder liturgische Texte. Das jüngste größere Projekt war die Restaurierung eines koreanischen Nachdrucks aus dem Jahr 1860 von einer chinesischen Weltkarte, angefertigt von Ferdinand Verbiest SJ im Jahr 1674. Die Arbeiten an der Karte erstreckten sich über mehrere Jahre und konnten 2015 schließlich fertiggestellt werden. Sr. Dorothea leitete die Restaurierungsmaßnahmen. Zu sehen ist die restaurierte Karte im Missionsmuseum der Erzabtei St. Ottilien.

Die Chinesische Weltkarte wies Fehlstellen, Löcher und Risse auf, war verstaubt, verkrustet und hatte früher wohl einen Wasserschaden erlitten, was Ränder und Verfärbungen sichtbar machte. Teilweise war die Oberfläche über dem Holzrahmen abgeschabt. Die Karte selbst setzt sich aus acht Paneelen im Wandschirmformat zusammen und misst 186 cm x 385 cm. Die Schwestern stellten außerdem einen Schabefraß fest, der sich offenbar in zusammengeklapptem Zustand ereignet hatte, da die Fraßstellen auf zwei Paneelen symmetrisch vorzufinden waren.

Die Verantwortlichen erwägten, die Paneele zu trennen und die einzelnen Kartenteile von den Holzrahmen zu lösen, um die Karte zu reinigen, zu stabilisieren und die Klebstreifen abnehmen zu können. Später sollten die acht Teile einzeln auf säurefreien Wabenkarton gespannt und nebeneinander in einer Vitrine montiert werden.

Koreanischer Nachdruck einer chinesischen Weltkarte (1860) von Ferdinand Verbiest SJ. Zustand vor der Restaurierung. Foto: Abtei St. Hildegard
Alte Seidenreste unter dem modernen Gewebe. Foto: Abtei St. Hildegard
Riss im rückwärtigen, stark verschmutzten Leinen von innen. Foto: Abtei St. Hildegard
Die Folienstreifen eines Kartenteils werden auf dünnes Japanpapier kaschiert. Foto: Abtei St. Hildegard
Vor dem Zurückkleben der Streifen bei der ersten Kaschierung waren das Ablösen von den Paneelen und die Reinigung durchzuführen. Foto: St. Hildegard
Nachdem die Karte mit ihren Kaschierungen trocken von den Holzpaneelen abgehoben wurde, kommen Staub und tote Insekten zum Vorschein. Foto: Abtei St. Hildegard
In allen Paneelen ist ein weißes Pulver vorzufinden. Wie aus mikroskopischen Aufnahmen hervorgeht, handelt es sich dabei jedoch nicht um Schimmel. Foto: Abtei St. Hildegard
Bei früheren Neumontagen wurden die alten Kaschierungen bzw. Paneelbespannungen bereits zerstört. Foto: Abtei St. Hildegard
Die Karte wird vor dem ersten Durchgang der Feuchtreinigung mit 70 % Ethanol besprüht und wiederum mit einer Polyethylenfolie luftblasenfrei abgedeckt. Foto: Abtei St. Hildegard
Es folgt die Kaschierung mit Kozupapier 18mg/m2. Foto: Abtei St. Hildegard
Das auf einem Trägervlies mit dünnem Kleister bestrichene Japanpapier wird mit dem Vlies übertragen, auf die Karte gestrichen und mit dem Pinsel angeklopft. Foto: Abtei St. Hildegard
Bei einer dritten Kaschierung werden Kozupapierränder mit den passenden Konturen zum Rand aufgeklebt. Foto: Abtei St. Hildegard
Da der Platz in der Werkstatt fehlte, konnten die Schwestern nur jeweils vier Kartenteile aneinanderstellen. Foto: Abtei St. Hildegard
Das fertige Ergebnis der Chinesischen Weltkarte nach der Restaurierung. Foto: Abtei St. Hildegard

Arbeitsschritte

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