22.04.2015

Projekte

Cranach und die Forschung

Ausschnitt aus der Mitteltafel des Reformationsaltars

 

Wenn im Juni in Wittenberg und Dessau und Wörlitz die große Cranach-Ausstellung eröffnet, wird ein bekannter Unbekannter vorgestellt werden. Denn die mehrteilige Ausstellung widmet sich Lucas Cranach dem Jüngeren (1515–1586), dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt.

Dass er bekannt ist, liegt an seinem Vater, dass er unbekannt ist, liegt auch an seinem Vater. Denn dessen Werkstattstil war bei den Auftraggebern – Fürsten und Bürgern, Reformatoren und Reformationsanhängern – sehr beliebt. Die Werkstatt florierte und als sie Lucas, der Sohn, übernahm und 36 Jahre weiter führte, sollte und musste sich daran nichts ändern. Bis heute gilt der Cranach-Sohn deshalb als zweitrangiger Bildschöpfer, doch wie groß sein Anteil an den Arbeiten der Werkstatt und damit am Ruhm des Vaters ist, wurde bisher nur unzureichend erforscht und diskutiert. In Vorbereitung der weltweit ersten Cranach der Jüngere-Ausstellung wurde das nun begonnen. Eine Wittenberger Tagung stellte vorab die Ergebnisse vielfältiger Forschungen zum Leben, zur Werkstattorganisation, zur Besonderheit der Vorzeichnungen auf Cranach-Bildern und zur Farbverwendung vor.

 

Herzog Moritz von Sachsen, Lucas Cranach d. J., Foto: Musée des Beaux Arts, Reims

Die Ausstellung „Cranach der Jüngere 2015″ ist vom 26. Juni bis 1. November in Wittenberg, Dessau und Wörlitz zu sehen. Mehr zu den Forschungen lesen Sie in der Restauro 3/2015.

So konnte Jana Herrschaft, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der Fachhochschule Köln, anhand der von restauratorischen und sonstigen Eingriffen weitgehend unberührten Kanzelbilder Cranach d. J. in der Kapelle auf Schloss Augustusburg in Sachsen nachweisen, dass die von Kunsthistorikern kritisierte Mattheit und geringe Plastizität der Figuren nichts mit der fehlenden Kunstfertigkeit des Malers zu tun haben. Vielmehr sind die Farben stark vergraut, so dass weder Lichthöhungen als solche erkennbar sind noch die Plastizität der Gewänder. Die im Tagungsband versammelten und in der Ausstellung thematisierten neuen Cranach-Forschungen belegen exemplarisch, wie entscheidend kunsttechnologische Untersuchungen dort weiterhelfen, wo die kunstgeschichtliche Betrachtung an ihre Grenzen stößt.

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