09.03.2015

Projekte

Buchpatenprogramm

Foto: Gleimhaus Halberstadt

 

Eine interessante Idee zum Erhalt von Büchern im Gleimhaus

Sammelband mit Schriften der Reformationszeit. Zustand vor der Restaurierung, Foto: Gleimhaus Halberstadt
Die historische Bibliothek des Gleimhauses, Foto: Ulrich Schrader, Halberstadt
Andreas Cellarius: Harmonia Macrocosmica, 1661. Der sogenannte „Himmelsatlas" ist ein eindrucksvolles Werk, reich illustriert mit zahlreichen Himmelskarten. Die Restaurierungspatenschaft wurde von der Stiftung "Buch und Wissen" aus Essen übernommen. Foto: Ulrich Schrader, Halberstadt
Beutebuch aus der Gleimbibliothek, 1997 aus Georgien restituiert. Feuchtigkeit und Schimmel haben ihre Spuren hinterlassen. Foto: Gleimhaus Halberstadt

Im 1862 eingerichteten Gleimhaus in Halberstadt – einem Museum der deutschen Aufklärung – ist unter einem Dach der Nachlass des Dichters und Sammlers Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719–1803) zu besichtigen: Porträtgalerie, Briefhandschriften und seine private Bibliothek.

Die aktuelle Sonderausstellung (25.01.2015 bis 08.03.2015): „Neues Leben für alte Bücher. Restaurierungspatenschaften im Gleimhaus“ wies auf ein außergewöhnliches Programm hin, welches das Gleimhaus schon seit acht Jahren betreibt, nämlich das Buchpatenprogramm. Ende der 1990er Jahre kamen in die Gleimbibliothek ca. 800 sogenannte „Beutebücher“ aus Georgien zurück. Diese waren im Zweiten Weltkrieg ausgelagert und wurden von der Roten Armee verbracht.

Annegret Loose, Dipl.-Bibliothekarin und stellvertretende Direktorin des Gleimhauses ist auf die Idee gekommen, viele dieser „Beutebücher“ die durch Restitution im Jahr 1997 ins Gleimhaus zurückkehrten, durch Patenschaften restaurieren zu lassen. „Der Bedarf ist so hoch, dass unsere eigene Werkstatt unmöglich in der Lage ist ihn zu stillen.“ so Loose.

Die Bürger, denen der Erhalt des kulturellen Erbes am Herzen liegt, mussten natürlich auf dieses Buchpatenprogramm aufmerksam gemacht werden. Zunächst wurde das Programm, das Frau Loose im Gleimhaus betreut, über die Presse sowohl regional als auch überregional geworben. Des Weiteren informiert das Gleimhaus über seine Webseite und ein regelmäßig veröffentlichtes Mitteilungsblatt über die Möglichkeit der Pate eines restaurierungsbedürftigen Buches zu werden. Ebenfalls wird bei Führungen und Veranstaltungen, wenn es passt, auf das Programm hingewiesen. Loose erinnert sich an eine Abendveranstaltung auf der ein besonderes Objekt, der „Himmelatlas“ aus dem Jahr 1661 präsentiert wurde. Dort sprach ein Astronomie-Professor zum Inhalt des Werkes und darüberhinaus auch die Restauratorin, welche die Restaurierung des Objektes vorstellte. Dies hatte zur Folge sofort mehrere neue Patenschaften zu gewinnen.

Gleiches sollte mit der Kabinettausstellung „Neues Leben für alte Bücher“ passieren. In dieser Sonderausstellung waren alle bisher restaurierten Bücher zu besichtigen und somit wurden die bisherigen Buchpaten und ihr Engagement gewürdigt. Aber natürlich wurde auch sichtbar gemacht, was noch zu tun ist. Das Gleimhaus hat zusätzlich noch ein Faltblatt entworfen, das für die Buchpatenschaften wirbt und in der Presse wurde bereits auch umfassend darüber berichtet. Seitdem gab es eine ganze Reihe neuer Patenschaften.

Wer sich für die restaurierungsbedürftigen Bücher interessiert kann sich auf der Webseite erkunden, jedoch wechselt der Katalog ständig auf Grund neuer abgeschlossener Patenschaften. In der Ausstellung wurde ein Teil der stark beschädigten Bücher gezeigt, jedoch genügte der Platz nicht. Auf Anfrage besteht jedoch die Möglichkeit weitere Bücher zu besichtigen. Bis sich ein Pate findet und deren Restaurierung beginnt, werden die Bücher in einem klimatisierten Raum der historischen Bibliothek untergebracht.

 

Das Thema „Besondere Papierobjekte: Technik und Erhalt” behandeln wir ausführlich in der RESTAURO 2/2015.

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