11.01.2017

Kunststück

Blick in Wiens Schatzkammer

 

So viele Kostbarkeiten an einem Ort wie in der Kaiserlichen Schatzkammer in Wien bekommt man selten zu sehen. Die bedeutendsten Schätze der Habsburger Königsfamilie werden hier hoheitsvoll inszeniert und andächtig präsentiert, sie symbolisieren die Macht und den Prunk der österreichischen Monarchen. Ein Rundgang durch die Ausstellung.

Die Schatzkammer ist Teil der Hofburg Wien, dem monarchischen Zentrum der damals seit dem ausgehenden Mittelalter regierenden Habsburger. Exponate aus tausend Jahren europäischer Geschichte sind hier ausgestellt, gegliedert in die räumlich aneinander gebundene Weltliche und Geistliche Schatzkammer. Hier werden die Insignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reichs bewahrt, einige davon kamen später, während der Napoleonischen Kriege, im Schutz vor Französischen Truppen hinzu.

Österreichische Reichsinsignien. Foto: Alexander Löwen
Thron-Wiegenbett des Königs von Rom, Paris 1811, Silber vergoldet, Gold, Perlmutt, Samt, Seide und Tüll mit Gold- und Silberstickereien. Foto: Alexander Löwen
Blick in den Trakt der Schatzkammer Wien. Foto: Alexander Löwen
Goldene Rose, Guiseppe und Pietro Paolo Spagna, Rom, 1818/19, Gold, Basisplatte: Verde antico. Foto: Alexander Löwen
Diamantsäbel, Türkisch, 1650–1700. Diamantbesatz: Wien, um 1712, Damaszener Stahl, Gold, Silber, teilweise vergoldet, Diamanten, Holz, Leder. Foto: Alexander Löwen
Detail des türkischen Diamantsäbels. Foto: Alexander Löwen
Das Reichsschwert, 11. und 12. Jahrhundert, Olivenholz, Goldblech, Emailplatten, Granate, Perlen (verloren). Klinge: Stahl, Knauf und Parierstange: schwach vergoldet, Griff: mit Silberdraht umwickelt. Foto: Alexander Löwen
Ein Teil der Geistlichen Schatzkammer Wien. Foto: Alexander Löwen
Potence (Wappenkette) für den Herold des Ordens vom Goldenen Vlies, Niederländisch, um 1517, Gold, Email. Foto: Alexander Löwen
Eines der vielen ausgestellten Ornate. Foto: Alexander Löwen
Messornat des Ordens vom Goldenen Vlies, Tunicella, Burgund, um 1425–1440, Stickerei auf Leinengrund, Metall- und Seidenfäden, Perlen, Samt. Foto: Alexander Löwen
Ein wahrer Publikumsmagnet: Das Reichskreuz, um 1024 datiert, Eichenholzkern, Stoff, Goldblech, Edelsteine, antike Gemmen, Perlen; RS und Seiten: Niello, Eisenzapfen zum Gebrauch als Vortragekreuz; Fuß: Silber, vergoldet, Email. Foto: Alexander Löwen

Die Schätze werden in diffus beleuchteten Ausstellungsräumen inszeniert: Oft sind es nur einzelne Vitrinen, die mit LED-Lampen bestückt sind und den jeweiligen Schatz darin ausleuchten, um ihn von seiner nur spärlich beleuchteten Umgebung optisch abzuheben. Es ist eine mysthische Atmosphäre, die hier herrscht, der Ausstellungsrundgang allein wird zu einem Zeitsprung in die historische Welt der Habsburger Dynastie. Man wagt kaum ein Wort zu sprechen, als würde all das Gold und der Prunk die Besucher in ihrer Andacht lähmen. Sie gehen schweigend und staunend von Vitrine zu Vitrine. Vor Schätzen wie dem Reichskreuz bilden sich Trauben von Menschen, sie begutachten die kostbaren Materialien bestehend aus Edelsteinen, antiken Gemmen, Perlen und vergoldetem Silber.

Die Bestände der Habsburger Schatzkammer boten die Grundlage für die Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien. Maria Theresia setzte sich zeitens ihrer Regierung für eine Neuorganisation der Schätze und ihre Bewahrung ein, ließ prachtvolle Nussholzvitrinen anfertigen und öffentliches Publikum gewähren, wenn auch nur in geringer Anzahl und unter Bezahlung eines hohen Preises von 25 Gulden. Auch heute ist die Eintrittskarte für die Schatzkammer mit zwölf Euro ein Museumsbesuch auf eher kostspieligem Niveau, doch angesichts des Prunks und dessen geschätzten Vermögens der Preis für die Bewahrung und Erhaltung wertvoller Vergangenheit, der man in dieser Form nicht alltäglich begegnet.

Kunstkammerobjekte sind auch das Titelthema der RESTAURO 1/2017. In dieser Ausgabe lesen Sie u. a. über die Restaurierung eines wertvollen Muschelpokals und Sie erfahren von dem Wiener Neustädter Zisterzienserpriorat.

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